Mein Hund fürchtet sich vor …

Deprivationssyndrom

Als Deprivationssyndrom wird die Gesamtheit der Symptome bezeichnet, die durch eine reizarme Aufzucht entstehen, wenn sich der Hund in seinem weiteren Leben in einer komplexen und anregenden Umwelt befindet. Durch seine Defizite in der Gehirnstruktur kann er mit den vielen Umwelteinflüssen nicht umgehen. Er reagiert zunächst mit einer Phobie vor allem, was neu ist und aufgrund der dynamischen Vorgänge im Rahmen dieser Erkrankung lebt er sehr bald in einem dauernden Zustand von Angst: deprivationsbedingte Ängstlichkeit.

Allzu schnell lernt ein Hund in diesem überwachsamen, angespannten Zustand, dass aggressives Verhalten ein hervorragende Methode ist, sich alles und jeden vom Leib zu halten. Da diesen chronisch ängstlichen Hunden aufgrund ihrer Erkrankung eine vernünftige Selbstkontrolle fehlt, stellen sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Öffentlichkeit und, wenn die Kommunikation gestört ist, auch für ihre Familie dar!

In manchen Fällen finden diese ängstlichen Hunde für sich eine – scheinbar – grossartige Lösung. Sie kann die Ursache für das nächste Problem sein …

Trennungsbedingte Angststörungen

Ein unsicherer, ängstlicher Hund bindet sich übermässig an seine Bezugsperson. Aus der Anwesenheit und dem Körperkontakt mit seinem Menschen bezieht er seine Stabilität und soziale Sicherheit. Sie, als Besitzer, sind die Lösung all seiner Probleme. Solange bis Sie ohne Hund weggehen. Dann stürzt die Welt für den Hund zusammen, er hat auf einmal seine ganze Stabilität verloren, der Hund fürchtet sich. In seiner Verzweiflung beginnt er zu bellen und zu heulen, um wieder Kontakt zu bekommen. Die körperlichen Symptome der Angst können sich soweit steigern, dass er mehrfach Harn und vielfach flüssigen Kot absetzen muss. Manche Hunde beruhigen sich sehr zum Missfallen ihrer Besitzer selbst durch Kauen und Nagen – die Schäden in der Wohnung können enorm sein.

Bei der Rückkehr finden Sie dann einen geduckten, eingeschüchterten und ängstlichen Hund. „Er weiss ganz genau, was er wieder angerichtet hat …“. Auch wenn es aus menschlicher Sicht noch so sehr danach aussehen mag: Ihr Hund weiss es nicht. Er kombiniert schlicht und einfach: Wenn Frauerl und kaputter Teppich zusammentreffen, bedeutet das nichts Gutes. Dass es sein, für ihn ja sinnvolles, weil beruhigendes Verhalten vor zwei Stunden war, das Ihre Unfreundlichkeit auslöst, kann er nicht erkennen. Dafür fehlen selbst einem sehr intelligenten Hund die geistigen Fähigkeiten, zeitlich versetzt zu kombinieren.

Mit einer – wie auch immer gearteten – unfreundlichen Reaktion vergrössern Sie allerdings das Angstproblem Ihres Hundes: Einerseits sind Sie die einzige Möglichkeit, wie er Beruhigung und Sicherheit findet, andererseits weisen Sie ihn zurück – eine ziemlich ausweglose Situation für einen ängstlichen Hund, nicht?

Kommentare sind geschlossen.